Winterpause im Kloster Haina
Im mittelalterlichen Kloster Haina in Nordhessen ist die Winterpause eingetreten. Die frühgotische Klosterkirche sowie die angrenzenden Klausurgebäude sind in dieser Phase nicht, wie üblich, sechs Tage in der Woche für das Publikum geöffnet, weil sie zum größten Teil nicht heizbar sind. In besonderen Fällen macht der Verein der Freunde des Klosters Haina, der die Besucher betreut, dennoch eine Besichtigung möglich. Interessenten wenden sich bitte an Herrn Wilhelm Helbig, Tel. Nr. 06456 -245. Der reguläre Betrieb wird am Samstag, dem 19. März 2016, eine Woche vor Ostern, wieder aufgenommen. Die Anlage ist dann wieder regulär bis zum 30. Oktober 2016 geöffnet. Aktuelle Mitteilungen werden auf der Website www.klosterhaina.de veröffentlicht. Die Gottesdienste der Evangelischen Pfarrgemeinde Hohes Lohr finden während der Winterperiode in der so genannten Winterkirche, dem früheren Refektorium (Speisesaal), statt.
Diese Regelung geht zurück auf die besonderen historischen Bedingungen, unter denen die Abtei die Jahrhunderte überdauert hat. Nach der Gründung im Jahr 1088, die auf der Aulisburg bei Löhlbach durch Zisterzienser aus Altenburg bei Köln erfolgte, war der Konvent bald ins besser geeignete Tal der Wohra bei Haina transferiert worden. Dort legten die Mönche 1215 den Grundstein für den Bau ihrer Kirche, die zusammen mit den übrigen Gebäuden zu den schönsten und besterhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen in Deutschland zählt. Der 800. Jahrestag dieses Ereignisses war im Sommer 2015 mit einer Serie von Veranstaltungen begangen worden.
Einen epochalen Einschnitt brachte die Reformation, die in Hessen ab 1526 eingeführt wurde. Landgraf Philipp der Großmütige hob 1527 alle Klöster auf und wandelte Haina ebenso wie drei andere Abteien 1533 zu Hospitälern für die Landbevölkerung um. Die Klosterkirche wurde danach Jahrhunderte lang nur für interne Gottesdienste genutzt und dämmerte vor sich hin, erst im 19. Jahrhundert und dann erneut von 1982 bis 2012 wurde das Gebäude gründlich gesichert und restauriert. Seit geraumer Zeit ist sie auch wieder allgemein zugänglich.
Diese besonderen Umstände hatten auch ihr Gutes: während anderswo die mittelalterlichen Kirchen in verschiedenen Stilepochen, beispielsweise im Barock, vor allem im Innenraum erneuert und stark überformt wurden, hat sich in Haina die außerordentliche Kargheit und Nüchternheit der gotischen Frühzeit unverstellt erhalten. Die dafür typischen Merkmale wurden bei der Restaurierung besonders betont. Zu den besonderen Umständen, die sich daraus ergaben, gehört auch die Tatsache, dass in der Kirche keine Raumheizung und kein elektrisches Licht installiert sind. Als Besucher nimmt man das Kircheninnere also in gleicher Weise wahr, wie dies die Menschen des Mittelalters taten – einer der besonderen Reize von Haina.
Die abgelaufene Saison 2015 war nach Angaben der Freunde des Klosters Haina e.V. durch einen besonders starken Andrang der Besucher gekennzeichnet. Offenkundig resultierte dies zum guten Teil aus der Serie von Veranstaltungen, mit denen der 800. Jahrestag der Grundsteinlegung begangen wurde. „Es kamen tausende Menschen nicht nur aus unserer heimischen Region, dem Landkreis Waldeck-Frankenberg, sondern auch aus ganz Hessen und weit darüber hinaus“, erklärte dazu der Vorstand der Freunde des Klosters Haina e.V. „Wir hoffen sehr, dass das sich im nächsten Jahr fortsetzt. Außerdem haben wir schon jetzt das Lutherjahr 2017 im Visier, in dem auch das Kloster Haina seine besondere Rolle haben wird.“