Tischbein und die Tiere
Eröffnung am nächsten Sonntag: Neue Ausstellung über eine besondere Leidenschaft des berühmtesten Sprosses der großen Malerfamilie
Mit einer neuen Ausstellung über eine besondere Leidenschaft des berühmtesten Nachfahren der Künstlerfamilie Tischbein beginnt am nächsten Sonntag im Kloster Haina die Besuchersaison 2018. Diesmal geht es um die Tiermotive im Werk von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), der durch ein Porträt des Dichters Johann Wolfgang Goethe bekannt wurde. Schon von früher Jugend auf hatte er eine große Neigung zu Tieren, und sein ganzes Leben lang hat er immer wieder auch Tiere gezeichnet. Wie der Verein der Freunde des Klosters Haina mitteilte, wird die Ausstellung am Sonntag, dem 18. März, um 14 Uhr in der Winterkirche mit einem Vortrag eröffnet. Dabei wird die Kasseler Kunsthistorikerin Prof. Dr. Martina Sitt gemeinsam mit ihrer Fachkollegin Caroline von der Osten-Sacken M. A. die Thematik der Ausstellung erläutern. Die beiden Wissenschaftlerinnen haben die Präsentation gemeinsam mit Studierenden der Kunstwissenschaft an der Universität Kassel erarbeitet.
J. H. W. Tischbein, der 1751 als Sohn des damaligen Hospitalschreiners im Kloster Haina geboren wurde und später viele Jahre in Rom lebte, hatte schon in seiner Kindheit in Haina den Artenreichtum in der Region – heute auch Waldkulturerbe-Weg – intensiv beobachtet. Als junger Mann sah er auf einer Reise nach Holland erstmals große Tiergemälde des so genannten Goldenen Zeitalters und ließ sich davon inspirieren. Außerdem studierte er das Aussehen und Verhalten von Tieren auch in der Menagerie der hessischen Landgrafen in der Residenzstadt Kassel, wo er zeitweise bei seinem Onkel, dem Akademiedirektor Johann Heinrich Tischbein d. Ä., lebte. In Italien begann er, den Tieren auch menschliche Eigenschaften zuzuweisen, wie die Ausstellung anschaulich vermittelt. Tischbeins Ideen über das Verhältnis von Mensch und Tier wurden zu seiner Zeit intensiv diskutiert.
Die Kuratorinnen hatten im Vorfeld mit einem öffentlichen Aufruf nach einer plastischen Darstellung eines Esels aus Stoff oder Holz gesucht und waren nach mehreren Wochen auch fündig geworden. Der Esel und seine Bedeutung für Tischbein werden am Sonntag enthüllt.
Unter Leitung von Prof. Dr. Martina Sitt hatten Kasseler Studierende auch schon in den vergangenen Jahren bestimmte Aspekte aus dem Schaffen der Familie Tischbein im Kloster Haina präsentiert. Zu der Künstler-Dynastie gehörten 16 Maler und rund ein halbes Dutzend Malerinnen. Die im Jahr 2016 gezeigte Ausstellung über das Schaffen der weiblichen Angehörigen der Sippe hatte beim Publikum eine besonders starke Resonanz, weil diese Künstlerinnen bisher meist im Schatten ihrer männlichen Verwandten standen. Auch der Aspekt der Tiermotive im Schaffen Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins wurde bisher noch kaum irgendwo ausführlich beleuchtet.
Die Ausstellung ist vom kommenden Dienstag an während der regulären Besucherzeiten des Klosters Haina zugänglich und endet am 31. Oktober. Die Anlage ist täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt drei Euro, inklusive Führung sechs Euro pro Person. Darin ist allerdings auch die Besichtigung der Klosterkirche und der Klausurbauten eingeschlossen.