Kritik an Schließung des Tischbein-Hauses zurückgewiesen
Mitgliederversammlung des Vereins der Freunde des Klosters Haina
Der Verein der Freunde des Klosters Haina hat die in Leserbriefen geäußerte Kritik an der Schließung des Tischbein-Hauses auf dem Gelände der historischen Zisterzienser-Abtei zurückgewiesen. Den Verfassern dieser Zuschriften seien die Hintergründe der Entscheidung, die den Verantwortlichen nicht leichtgefallen sei, offenbar nicht bekannt, erklärte der Vereinsvorsitzende Peter Lein am 21. März 2015 jetzt bei der Jahresmitgliederversammlung des Vereins. Die Kosten für Strom und Heizung im Tischbein-Haus seien im vergangenen Jahr erneut gestiegen, außerdem hätte eine weitere Offenhaltung wegen der aufgetretenen Feuchtigkeitsschäden auch wieder eine teure Renovierung erforderlich gemacht. Schatzmeister Wilhelm Helbig wies ferner darauf hin, dass die Zahl der Besucher in dem kleinen Fachwerkgebäude im vergangenen Jahr erneut um zehn Prozent auf 682 Besucher zurückgegangen sei. Davon hätten nur 472 auch die Ausstellung besucht. Zur Betreuung dieser Gäste habe man aber zwei Personen beschäftigen müssen, und das sei „nicht zu bezahlen“.
Das Tischbein-Haus war der Sitz eines Teils der Künstlerfamilie Tischbein, aus der eine ganze Dynastie von mehr als drei Dutzend Malern, Architekten und Kunsthistorikern hervorgegangen ist. Der bekannteste war Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), ein Freund Johann Wolfgang Goethes, der diesen 1786 in seiner Wohnung in Rom beherbergt hatte. Aus dieser Zeit stammt Tischbeins weltberühmtes Porträt des Dichterfürsten mit weißem Mantel und großem Hut vor antiken Ruinen, das im Frankfurter Städel hängt.
Das Wirken der verschiedensten Angehörigen dieser Malersippe und ihre Abstammung vom einstigen Hainaer Hospital-Bäcker Johann Heinrich Tischbein soll künftig in einer eigenen, mit modernen Darstellungsmitteln bestückten Ausstellung gewürdigt werden, die von der Kasseler Kunsthistorikerin Prof. Martina Sitt völlig neu gestaltet wird. Sie soll am 10. Mai eröffnet werden und hat ihren neuen Platz in einem mit Mitteln des Vereins und unter tatkräftiger Mithilfe von Mitgliedern restaurierten Nebenraum der frühgotischen Kirche. Auf diese Weise wird den weitaus zahlreicheren Besuchern der Kirche und der angrenzenden Klostergebäude künftig ein Besuch der Tischbein-Ausstellung möglich sein, ohne dass sie das in einiger Entfernung liegende Tischbein-Haus aufsuchen müssen. „Wir haben damit um tausend Prozent gewonnen“, sagte der Vereinsvorsitzende.
Die Aktivitäten des Vereins, der zur Zeit 204 Mitglieder zählt, konzentrieren sich in diesem Jahr auf den 800. Jahrestag der Grundsteinlegung der Klosterkirche. Aus Anlass dieses Jubiläums findet am Sonntag, dem 14. Juni, ein Festakt mit einem Gottesdienst statt. Außerdem ist von Juni bis September eine ganze Serie von Vorträgen, Führungen und anderen Veranstaltungen zur 800-jährigen Geschichte des alten Zisterzieneserklosters geplant, das 1533 während der Reformation vom hessischen Landgrafen Philipp dem Großmütigen in ein Hospital umgewandelt worden war. Heute wird es vom Landeswohlfahrtsverband und seiner Tochtergesellschaft Vitos als Zentrum für soziale Psychiatrie geführt.
Um die Herausforderungen des Jubiläumsjahres zu bewältigen, wurde der fünfköpfige Vorstand der Klosterfreunde um eine Person erweitert. Die Mitgliederversammlung wählte einstimmig den Hainaer Bürger Gerhard Döring als weiteres Mitglied in das Führungsgremium des Vereins.
Pressemitteilung der Freunde des Klosters Haina e.V. vom 23. März 2015