„Impulse, Begeisterung, langer Atem“
Verein der Freunde des Klosters Haina wurde mit dem Förderpreis des Lions Clubs Frankenberg ausgezeichnet – Anerkennung für Verdienste um die Pflege des Andenkens an die Malerfamilie Tischbein und an die Zisterzienser
Für seine Verdienste um die hessische Malerfamilie Tischbein und um die historische Klosteranlage in Haina hat der Verein der Freunde des Klosters Haina e. V. den diesjährigen Förderpreis des Lions Clubs Frankenberg (Eder) erhalten. Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Freitag, dem 2. Dezember 2022, bei einer Feierstunde im historischen Rathaus in Frankenberg von Lions-Präsident Günter Beil an die Vereinsvorsitzende Heike Hartmann-Frank übergeben. Als Laudator erklärte der Regionalhistoriker und Journalist Karl-Hermann Völker, die Freunde des Klosters Haina e. V. leisteten „seit mehr als 30 Jahren einen großartigen kulturellen Beitrag für unsere Region“. Sie hätten das Kloster Haina „als verstecktes Kleinod in der Heimat der Brüder Grimm aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und in seiner Faszination für Besucher aus nah und fern in vielfältiger Form erfahrbar gemacht“.
In seiner kurzweiligen Rede zeichnete Karl-Hermann Völker die Entwicklung des Vereins seit der Gründung im Jahr 1991 nach und hob hervor, dass vor diesem Datum immer wieder Besucher vor der versperrten Klosterkirche gestanden und keinen Zutritt erhalten hätten. Später habe man den schweren Schlüssel bei einem Ehepaar oder dem Krankenhaus-Pförtner abholen können. „Es gab eben noch keine Klosterfreunde, die diesen Zugang mit regelmäßigen Öffnungszeiten, Führungen auf Voranmeldung und oft genug auch spontan ermöglichten“, sagte Völker.
Als Marksteine der Entwicklung stellte der Redner verschiedene historische Ausstellungen und Kolloquien heraus, so im Jahre 1998 über den Orden der Zisterzienser und 2001 über den Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), der durch sein Porträt von Goethe bekannt wurde. Bedeutende Publikationen zur Geschichte des Klosters und seiner Bewohner seien unter anderem vom Vereinsgründer und ersten Vorsitzenden, dem langjährigen Hainaer Pfarrer Dr. Arnd Friedrich, sowie der Kasseler Historikerin Prof. Dr. Christina Vanja vorgelegt worden.
Weiter stellte der Laudator die Bemühungen des Vereins um die Sanierung kostbarer Kirchenfenster sowie um den Erhalt des historischen Tischbein-Hauses heraus, das allerdings wegen eingetretener Gebäudeschäden und mangelnden Publikumsinteresses seit 2015 nicht mehr für Ausstellungen genutzt wird. Die jährlich wechselnden Präsentationen zum Schaffen der Angehörigen der Tischbein-Sippe, die von den Kasseler Kunsthistorikerinnen Prof. Dr. Martina Sitt und Caroline von der Osten-Sacken neu konzipiert und kuratiert wurden, zeigt man seither in einem neu erschlossenen Nebenraum des Kreuzganges. Damit habe der Verein die Themen Kirche und Tischbein „räumlich zusammengeführt“ und personell wie finanziell seine Kräfte gebündelt, sagte Karl-Hermann Völker. Er würdigte auch die Internet-Präsenz des Vereins, die sich „wie ein spannendes Buch“ lese, sowie ein neues didaktisches Konzept für Lernprojekte mit Schülern und die regelmäßigen Führungen in der historischen Anlage.
Karl-Hermann Völker sagte weiter, die Malerfamilie Tischbein mit ihren mehr als zwei Dutzend begabten Künstlern und Künstlerinnen nehme heute einen wichtigen Platz in der europäischen Kulturgeschichte ein. Als einen Wermutstropfen empfand er es deshalb, dass im Jahr 2020 die von der Freien Bürgerschaft Löhlbach vorgeschlagene und von den Freunden des Klosters Haina unterstützte Bewerbung um den Namenszusatz „Tischbein-Gemeinde Haina“ in der Gemeindevertretung keine Mehrheit fand. „Nach allem, was ich hier in der Philipp-Soldan-Stadt Frankenberg so positiv erlebt habe, war das für mich völlig unverständlich“, sagte er mit Bezug auf die erfolgreiche Bewerbung Frankenberg um den Namenszusatz Philipp-Soldan-Stadt.
Es sei den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern des Vereins der Freunde des Klosters Haina, deren Zahl inzwischen rund 200 beträgt, nicht immer leicht gemacht worden, fuhr der Laudator fort. „Den langen Atem, die Beharrlichkeit, die Begeisterung, die Treue, die vielen phantasievollen Impulse für einen Umgang mit Klostergeschichte und Tischbein-Tradition wollen wir heute Abend mit großer Anerkennung und Hochachtung feiern!“, schloss er seine Rede.
In einem Grußwort äußerte auch der Frankenberger Bürgermeister Rüdiger Heß seine Genugtuung über die Auszeichnung der Hainaer Klosterfreunde, die mit der Stadt Frankenberg gut zusammenarbeiteten. „Es geht darum, die Region zu entwickeln“, sagte er. Lions-Präsident Günter Beil erklärte, der Förderpreis des Lions Clubs solle nicht nur die ehrenamtlichen Leistungen von Menschen, Initiativen und Vereinen würdigen, sondern auch ein Ansporn für alle Bewohner der Region sein, sich für das Allgemeinwohl zu engagieren, ganz im Sinne des Lions-Mottos „We serve“ (Wir dienen).
Heike Hartmann-Frank, die Vorsitzende der Freunde des Klosters Haina, nahm von Günter Beil eine Urkunde entgegen, in der darauf hingewiesen wird, dass die Freunde des Klosters Haina die historischen Räume der alten Zisterzienserabtei für Besucher zugänglich machten und durch Führungen, Ausstellungen und Veröffentlichuingen die Geschichte der Abtei im Bewusstsein der Bevölkerung lebendig erhalten wollten. In gleicher Weise pflege der Verein das Andenken an die Malerfamilie Tischbein, deren Stammeltern Johann Heinrich Tischbein und Susanne Margaretha geb. Hinsing im 18. Jahrhundert in Haina lebten.
Die Vereinsvorsitzende bedankte sich bei Beil für die Auszeichnung und sagte, man betrachte sie als wertvolle Anerkennung für die geleistete Arbeit. „Der Preis ist für uns eine große Ehre und eine große Freude“, sagte sie. Man wisse auch schon, wie man das Preisgeld von 3.000 Euro in der weiteren Arbeit unterbringe. Im nächsten Jahr erscheine ein Buch über die Malerfamilie Tischbein, in dem erstmals sämtliche künstlerisch tätigen Mitglieder der Sippe vorgestellt werden sollten.
Bei der Feierstunde im historischen Sitzungssaal des Frankenberger Rathauses, die ein Streicher-Ensemble des Edertal-Gymnasiums in Frankenberg musikalisch umrahmte, wurden neben den Freunden des Klosters Haina e. V. auch zwei weitere Preisträger mit Geldspenden von jeweils 500 Euro ausgezeichnet. Es handelte sich dabei um das Wettermuseum in Schreufa und die so genannte Bambini-Gruppe der Feuerwehr in Roda.