Seine Wortgewandtheit war ebenso legendär wie seine Geselligkeit  und seine Trinkfestigkeit. Vortrefflich wusste er sich nicht nur in nordhessischer Mundart auszudrücken, sondern auch in Latein. Helius Eobanus Hessus war in der Zeit der Reformation einer der führenden Humanisten Deutschlands und einer der letzten Großen, die ihre Gedichte in neulateinischer Sprache verfassten, ehe das Deutsche auch für die Literatur salonfähig wurde. Sein Zeitgenosse Martin Luther, den er vermutlich schon als Student in Erfurt kennenlernte, nannte ihn später „rex poetarum“, den „König der Dichter“, und stand lange mit ihm in brieflicher Verbindung.

Der Name Hessus war eine latinisierte Kunstform, wie sie damals Mode war. Geboren wurde der Autor am 6. Januar 1488 unter dem Namen Eoban Koch als Sohn eines Fisch- und Teichmeisters des Klosters Haina im nahegelegenen Dorf Halgehausen. Der Abt erkannte seine Begabung und sorgte dafür, dass der Junge in Gemünden und Frankenberg auf die Lateinschule kam.

Später bezog Eoban Koch die Universität in Erfurt und wurde dort nach dem Studium auch selber Professor für lateinische Rhetorik und Poetik. Außerdem war er das Haupt eines Humanistenkreises, der gerne an großer Tafel zu zechen, schmausen und disputieren pflegte. Der Ritter Ulrich von Hutten und der Reformator Philipp Melanchthon gehörten dazu und wurden seine Freunde. Melanchthon verschaffte ihm später eine Stelle am humanistischen Gymnasium in Nürnberg. Dort schuf der Maler Albrecht Dürer ein Porträt von Eobanus, und dieser hielt bei Dürers Tod die Grabrede.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte der Gelehrte, der ewig in Geldnöten war, in Marburg als Professor und Rektor der neuen Universität. Landgraf Philipp der Großmütige spielte, wenn er im Marburger Schlosse weilte, mit ihm Schach. Der Dichter huldigte dem Fürsten mit überschwenglichen Hymnen, und Philipp schätzte dies so sehr, dass er eine Grabstelle gleich neben der Fürstengruft freigab, als Eobanus Hessus gichtkrank am 4. Oktober 1540 starb. Um seinen Geburtsort Halgehausen, der vom Kloster Haina nur knapp drei  Kilometer  entfernt ist, machte er zeit seines Lebens ein Geheimnis.