Tischbein in neuem Licht
Eine starke Resonanz hat die neu eröffnete Präsentation im Kloster Haina über das Leben und Wirken des Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751 – 1829) gefunden. Zur Vernissage kamen am Sonntag, dem 10. Mai, rund 100 Besucher. Sie hörten einen höchst interessanten Vortrag der Kasseler Kunsthistorikerin Prof. Martina Sitt, die die kleine Schau inszeniert hat. Sie griff dabei auf neuere Forschungen zurück, die unter ihrer Regie in Kassel in Angriff genommen worden sind, und konnte allerlei bemerkenswerte neue Details über das Leben des Malers berichten.
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein ist bekannt geworden durch ein Porträt des Dichters Johann Wolfgang Goethe, mit dem er 1786 eine Zeitlang in einer Wohngemeinschaft in Rom zusammenlebte. Der Maler war der Sohn des Hospitalschreiners aus dem Kloster Haina, aus seiner Familie stammen noch 15 weitere namhafte Maler, von denen einige in jener Zeit in Deutschland wohlbekannt waren. Prof. Martina Sitt gab mit Reproduktionen von Gemälden und Zeichnungen sowie mit ausgewählten Objekten assoziative Impulse, um den Lebensweg des Künstlers zu beleuchten.
Ihr Vortrag fand auch in der Presse starke Beachtung. „Wir machen hier etwas mit null Mitteln“, so zitierte die Frankenberger Zeitung die Professorin und fuhr fort: „Sie verschwieg nicht, dass die Ausstellung über den 'Goethe-Tischbein' aus ihrer Sicht noch nicht das Optimum ist – aber sie sei ein 'Appetizer' für das, was in Zukunft möglich sein könnte; etwa eine Ausstellung über die ganze, aus Haina stammende Malerfamilie mit ihren 16 aktiven Künstlern im Kreuzgang mit einigen Originalen.“ In der Frankenberger Ausgabe der HNA war zu lesen, die Kunsthistorikerin aus Kassel habe die Gäste mit Neuheiten aus der Tischbein-Forschung ins Staunen gebracht. „Sie entdeckte, dass Tischbeins Autobiografie gekürzt wurde.“ Mit Hilfe des Vereins der Freunde des Klosters Haina und mit Kopien, die der verstorbene Lehrer Willi Brandt einst vom Originaltext machte, sei auf ihre Veranlassung im Archiv des Landesmuseums Oldenburg noch einmal gesucht und der gesamte Text der Autobiografie gefunden worden.
Für den Verein der Freunde des Klosters Haina, der die Ausstellung organisiert und finanziert hat, dankte das Vorstandsmitglied Manfred Albus der Professorin Martina Sitt für ihre Arbeit und sagte, ihr Engagement sei „ein Glücksfall“. Die Ausstellung ist über den ganzen Sommer geöffnet und kann jeweils während der Öffnungszeiten des Klosters dienstags bis sonntags von 11:00 bis 17:00 Uhr besucht werden.
Einen weiteren Vortrag zum Thema hält am Samstag, dem 1. August, um 17:00 Uhr im Kapitelsaal des Klosters Haina die Kasseler Kunsthistorikerin Stefanie Rehm. Sie berichtet über Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins „niederländische Schule des Sehens“. Stefanie Rehm ist eine Mitarbeiterin von Prof. Sitt und hat in den vergangenen Jahren umfangreiches Material über Tischbein zusammengetragen.