Mittelalter für junge Leute
Schulklassen und Jugendgruppen sind eingeladen, im alten Kloster Haina auf Entdeckungstour zu gehen
Im hessischen Kloster Haina erhalten Kinder und Jugendliche ab sofort die Möglichkeit, auf eigene Faust, aber unter Anleitung eines Experten die Kirche, den Kreuzgang und die historischen Klausurgebäude der Mönche zu erkunden. „Wir laden die jungen Leute ein, spielerisch mit uns ins Mittelalter vorzustoßen und herauszufinden, wie die Menschen damals gedacht und gelebt haben,“ erklärte dazu der ehemalige Geschichtslehrer Ludger Paprotny. Er gehört dem Vorstand des Vereins der Freunde des Klosters Haina an, der in der früheren Zisterzienser-Abtei die Führungen organisiert.
„Wir haben jedes Jahr steigende Besucherzahlen, aber uns fehlen die Kinder“, sagt Ludger Paprotny. Deshalb hat der Pädagoge aus Schönstadt bei Marburg, der eine eigene Fortbildung zum Kirchenführer absolviert hat, ein Konzept für „eine geführte Selbsterkundung“ entwickelt, die den Forschertrieb der jungen Leute wecken soll. Anhand vorgegebener Aufgabenstellungen erkunden die Schüler dabei unter seiner Anleitung die Klosterkirche, den Kreuzgang und die Gebäude der inneren Klausur.
Dabei geht es unter anderem um folgende Fragen: Was wollten die Steinmetze mit ihren Darstellungen von Dämonen, Engeln und Heiligen an den Säulen dem Betrachter mitteilen? Wie ist das Kirchenschiff aufgebaut und welchen Umfang hat ein Pfeiler? Was ist eigentlich ein gotisches Maßwerkfenster und warum ist die Heilige Elisabeth auf dem sogenannten „Philippstein“ zu sehen? Wie sah der Tagesablauf eines Mönchs vor mehr als 500 Jahren aus und nach welchen Idealen richtete er sein Leben aus? „Die Anlage in Haina ist eines der besterhaltenen Zisterzienserklöster in Deutschland, das hat sich in der Region noch nicht bis in den hintersten Winkel herumgesprochen“, sagt Ludger Paprotny. „Deshalb möchten wir auch junge Menschen an dieses besondere Kleinod unserer Heimat heranführen.“
Das neue Angebot des Vereins der Freunde des Klosters Haina richtet sich vor allem an Schüler der siebten bis zehnten Klassen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren, die im Rahmen der Fächer Geschichte, Religion oder Kunst das mittelalterliche Kloster, die Reformation oder die Baustile Romanik und Gotik thematisieren. „Wir freuen uns aber auch über Jugendgruppen aller Art, sei es ein kirchlicher Verband, sei es die Jugendfeuerwehr oder ein Sportverein, die ihren Mitgliedern einmal etwas Besonderes bieten wollen“, erklärt Ludger Paprotny. Die Erkundungstouren dauern rund zwei Stunden, können aber auch auf einen Vormittag ausgeweitet werden. Der Preis beträgt pro Schüler drei Euro, als Zugabe gibt es eine Broschüre mit allen wichtigen Informationen. Interessenten werden gebeten, sich unter Tel. 06427-2391 direkt an Ludger Paprotny zu wenden oder ihm eine E-Mail zu schreiben (gul.paprotny@unitybox.de).
Die Initiative wird gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und erstreckt sich zunächst auf den Zeitraum von September bis November 2017. Als „kostenloses Schnupperangebot“ bieten die Freunde des Klosters Haina eine Tour an, bei der die figürlichen Darstellungen der Klosterkirche untersucht werden. Mit Blick auf junge Leute hatte der Verein schon 2015 und 2016 eine eigene Website erstellt (www.klosterhaina.de). Außerdem wurden ein Video-Walk und ein digitales Modell der Baugeschichte entwickelt.
Die Abtei in Haina war 1188 von Zisterziensern gegründet worden und wuchs im Laufe der Jahrzehnte zu einem der reichsten und einflussreichsten Klöster in der alten Landgrafschaft Hessen heran. Sie hatte Besitztümer in mehr als 300 Orten. Als Landgraf Philipp der Großmütige 1527 im Zuge der Reformation sämtliche Klöster in Hessen aufhob, wandelte er bald danach Haina in ein Hospital für arme, alte und kranke Männer um. Die von ihm gegründete Hospitalstiftung besteht bis heute fort.
Als kostenloses Schnupperangebot bieten wir bis Dezember 2017 den folgenden Schwerpunkt an:
„Botschaften aus dem Mittelalter – die figürlichen Darstellungen in der Klosterkirche“
gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Projektes LandKulturPerlen