Pressemitteilung der Freunde des Klosters Haina e. V. vom 30. Januar 2024
Bilder der Malerfamilie Tischbein gesucht
Aufruf des Vereins der Freunde des Klosters Haina für eine Ausstellung, die im Jubiläumsjahr eine Brücke zwischen den beiden Teilen des Landkreises Waldeck-Frankenberg schlägt – Unbekannte Werke sollen aufgespürt werden – Schätze im Residenzschloss Bad Arolsen
Mit Werken von Angehörigen der Malerfamilie Tischbein soll in diesem Jahr zum 50-jährigen Bestehen des Landkreises Waldeck-Frankenberg eine kulturelle Brücke zwischen den beiden früher selbständigen Teilen des Kreises geschlagen werden. Die europaweit bekannte Künstlersippe war im Kloster Haina bei Frankenberg (Eder) verwurzelt, und eine Reihe wichtiger Gemälde von einzelnen Malern befinden sich heute in Waldeck, hauptsächlich im Residenzschloss von Bad Arolsen. Auf diese besondere Verbindung will der Verein der Freunde des Klosters Haina in den kommenden Monaten mit einer Sonderausstellung hinweisen, die am 17. März unter dem Titel „Aus Haina nach Arolsen – die Tischbeins im Waldecker Land“ in Haina eröffnet wird. Zu diesem Anlass ruft der Verein jetzt die Bewohner des Landkreises, vor allem die Waldecker auf, in ihren privaten Beständen nachzuforschen, ob dort noch bisher unbekannte Tischbein-Werke – Gemälde, Zeichnungen, Stiche, Radierungen – vorhanden sind. Diese sollten nach Möglichkeit registriert und in Form einer Reproduktion bei der Ausstellung gezeigt werden. Interessenten sind gebeten, sich per Internet über klosterhaina@t-online.de oder unter Tel. 06456-1014 zu melden.
Experten vermuten, dass im Waldecker Land und darüber hinaus in ganz Nordhessen noch eine ganze Reihe von Tischbein-Gemälden existiert, von denen nur die Besitzer wissen und auch die Fachwelt nichts ahnt. „Die Maler der Familie Tischbein waren sehr fleißig, sehr kontaktfreudig und sehr kreativ, und einige von ihnen waren über längere Zeit auch in Arolsen und in Kassel tätig“, erklärte die Kasseler Kunsthistorikerin Caroline von der Osten-Sacken, die für die Freunde des Klosters Haina die geplante Ausstellung kuratiert. „Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass diese Künstler in den beiden Städten nicht nur für die dortigen Fürstenhäuser tätig waren, sondern auch andere Personen im Umfeld des Hofes gemalt haben, aber auch Bürger, Handwerker oder Bauern. Viele dieser Bilder schlummern heute in privaten Beständen. Manchmal wissen vielleicht die Besitzer, die sie geerbt haben, nicht einmal, über welche Kostbarkeiten sie da verfügen“, sagte Caroline von der Osten-Sacken, die ein Buch über die Künstlerfamilie verfasst hat und in Haina seit 2019 die jährlich wechselnde Tischbein-Ausstellung präsentiert.
Der Verein der Freunde des Klosters Haina bietet an, bei Bedarf den Kontakt zu Fachleuten herzustellen, um die gemeldeten Gemälde begutachten und schätzen zu lassen, um sie dann wissenschaftlich in das Schaffen der einzelnen Künstler einzuordnen. „Wir haben großes Interesse daran, dass das umfangreiche Wirken der Malerfamilie Tischbein noch gründlicher als bisher erforscht und allgemeinverständlich dargestellt wird“, erklärte Heike Hartmann-Frank, die Vorsitzende des Vereins. „Unser Eindruck ist, dass die Bedeutung dieser Künstler gerade in ihrer Heimatregion noch nicht in vollem Umfang erkannt ist.“ Die geplante Ausstellung sei gedacht als „wichtiger kultureller Beitrag“ zum Jubiläumsjahr 2024, in dem an die Bildung des Landkreises Waldeck-Frankenberg durch Fusion der Altkreise Waldeck und Frankenberg im Rahmen der Gebietsreform des Jahres 1974 erinnert wird.
Wohl bekannt sind bisher rund ein Dutzend Gemälde, die einige der prominentesten Maler der Sippe im 18. Jahrhundert für die Fürsten zu Waldeck und Pyrmont angefertigt haben. So schuf Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789), Hofmaler in Kassel, ein wandgroßes Bild der Fürstenfamilie, das sich im Arolser Barockschloss befindet. Sein Neffe Johann Friedrich August Tischbein (1750-1812) war jahrelang als Hofmaler in Arolsen tätig und porträtierte nicht nur den Fürsten Friedrich Karl August (1743-1812), sondern auch andere Persönlichkeiten. Des Fürsten Bruder Christian begegnete in Rom und Neapel dem Cousin des Malers, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), und erwarb von ihm Historienbilder mit antiken Motiven. Damals war auch der Dichter Johann Wolfgang Goethe zugegen, den Wilhelm Tischbein in seinem berühmten Porträt verewigt hat. Als Kostbarkeiten besonderer Art gelten auch die Deckenmalereien in der historischen Wehrkirche des Arolser Stadtteils Schmillinghausen, die der Maler Christian Wilhelm Tischbein (1751-1824) angebracht hat, ein weiterer Cousin aus der zweiten Generation.
Einen detaillierten biographischen Überblick über die gesamte Malerfamilie gibt ein kürzlich erschienenes Buch, das Caroline von der Osten-Sacken verfasst hat. Demnach gingen aus der Ehe des Hainaer Hospitalbäckers Johann Heinrich Tischbein (1683-1764) und seiner Frau Susanna Margaretha (1690-1772) in drei Generationen rund zwei Dutzend namhafte Malerinnen und Maler hervor. Im Ganzen gab es nicht weniger als 42 künstlerisch tätige Personen, sofern man auch die Graphiker, Architekten oder angeheirateten Künstler mitzählt. Vom nordhessischen Haina aus verbreiteten sie sich in halb Europa und waren an mehr als 30 verschiedenen Orten tätig. Das Buch kann über jede Buchhandlung oder über die Freunde des Klosters Haina e. V. bezogen werden (klosterhaina@t-online.de). Nach Beginn der Besuchersaison am 17. März ist das Werk auch im Klosterlädchen erhältlich.