2017 im Zeichen der Reformation
Mit Landgraf Philipp und dem Bildhauer Philipp Soldan durch das Jahr des Reformations-Gedenkens – Die Serie der Veranstaltungen
Wie an anderen Orten Deutschlands steht auch im Kloster Haina in diesem Jahr das Programm ganz im Zeichen der Reformation. „Für die Zisterzienser-Mönche in Haina war die Reformation, die vor 500 Jahren durch die Thesen Martin Luthers ausgelöst wurde, eine Zeitenwende. Sie hat alles verändert, und deshalb ist sie in Haina ein großes Thema“, erklärte dazu der Vorstand des Vereins der Freunde des Klosters Haina. Von Ende März bis Ende Oktober werden die Auswirkungen der Reformation in einer vierteiligen Vortragsreihe behandelt, die den Akzent speziell auf regionalgeschichtliche Aspekte legt. Im Mittelpunkt stehen dabei der hessische Landgraf Philipp der Großmütige (1504-67) als politischer Führer der Protestanten und der Frankenberger Künstler Philipp Soldan (ca. 1500-1570) als Bildhauer der Reformation.
Landgraf Philipp hatte 1527 im Zuge der Reformation alle hessischen Klöster aufgehoben und die Abtei Haina 1533 in ein Hospital umgewandelt. Die damals gegründete Hospitalstiftung besteht bis heute fort. Philipp Soldan hat für die Kirche in Haina sein wichtigstes Werk, den so genannten Philippstein, geschaffen, mit dem das Vorgehen des Landgrafen verteidigt und als sozialpolitische Pioniertat verherrlicht wird. „Für uns sind das die beiden Punkte, die dem Reformationsort Haina sein besonderes Profil geben“, erklärte der Vorstand der Freunde des Klosters Haina e.V. Ein besonderer Bezug ergibt sich dadurch, dass sich 2017 der Todestag des Landgrafen Philipp zum 450. Mal jährt, außerdem existiert in diesem Jahr der 1542 geschaffene Philippstein exakt 475 Jahre.
Die Vortragsreihe wird am Freitag, dem 31. März, dem Todestag des Landgrafen, um 19:00 Uhr mit einer Vorstellung des Buches „Hessen – Pionierland der Reformation“ eröffnet. Das reich bebilderte Werk, das der Journalist und Autor Klaus Brill verfasst hat, erscheint Anfang März in Kassel und behandelt den von Landgraf Philipp eingeleiteten Reformationsprozess in der Landgrafschaft Hessen, die vor 500 Jahren überwiegend das heutige Nord- und Mittelhessen umfasste. Klaus Brill ist Mitglied im Vorstand der Freunde des Klosters Haina e.V.
Die beiden folgenden Veranstaltungen befassen sich mit dem Wirken des Bildhauers und Formenschneiders Philipp Soldan (ca. 1500-1570) und stehen im Zusammenhang mit einer geplanten großen Philipp-Soldan-Ausstellung in seiner Heimatstadt Frankenberg, die am Sonntag, dem 16. Juli, eröffnet werden und bis zum 31. Oktober dauern soll. Die Ausrichter dieser Werk-Schau sind die Stadt Frankenberg und der Landkreis Waldeck-Frankenberg, die Finanzierung wird von der Hessischen Kulturstiftung und mehreren regionalen Sponsoren mitgetragen. Die Freunde des Klosters Haina e.V. unterstützen das Projekt ebenso wie der Verein Kreisheimatmuseum Frankenberg e.V., der Kunsttreff Frankenberg e.V., der Zweigverein Frankenberg des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde und die Evangelische Kirche im Kirchenkreis Eder.
Begleitend zur Ausstellung hält am Sonntag, dem 20. August, um 14:00 Uhr Prof. Dr. Ing. Helmut Burger, ein Experte für Hüttenkunde, im Kloster Haina einen Vortrag über die historischen Hütten der Abtei und Philipp Soldans „Bibel in Eisen“. Die Ofenplatten mit biblischen Szenen, für die Soldan aus Birnbaumholz die Modeln schnitt, wurden großenteils in den Hainaer Hütten gegossen. Prof. Burger war früher Mitglied der Geschäftsleitung der Viessmann-Gruppe und lehrte an der Fachhochschule Gießen-Friedberg, heute Technische Hochschule Mittelhessen.
Speziell mit dem Philippstein, der in der Hainaer Klosterkirche aufgestellt ist, befasst sich am Sonntag, dem 17. September, um 14:00 Uhr der Historiker und Theologe Dr. Arnd Friedrich, der die Geschichte des Klosters und des Hospitals in Haina umfassend erforscht hat. Dr. Friedrich war viele Jahre als Pfarrer in Haina tätig und lange auch Vorsitzender der Freunde des Klosters Haina e.V. Über den Philippstein hat er mehrere Aufsätze verfasst.
In Verbindung zum Jubiläumsjahr 2017, mit dem an die Verkündung der 95 Thesen Martin Luthers am 31. Oktober 1517 in Wittenberg erinnert wird, steht auch ein Waldgottesdiest zu Ehren des Reformators. Die Veranstaltung wird gemeinsam von den Hainaer Stiftungsforsten und der Evangelischen Pfarrgemeinde Haina für Sonntag, den 27. August 2017, vorbereitet und soll um 10:30 Uhr auf der so genannten Waldinsel am Waldkulturerbe-Weg Haina stattfinden. Zu den Mitwirkenden zählen die Pfarrerin Beate Ehlert, der Leitende Forstdirektor Manfred Albus und eine Bläsergruppe. Anschließend ist ein Imbiss auf dem nahe gelegenen Hackschnitzelplatz Haina geplant.
Neben dem Thema Reformation hat der Verein der Freunde des Klosters Haina aber weiterhin auch die aus Haina stammende Künstler-Familie Tischbein im Visier, der in einem Nebenraum der Klosterkirche eine eigene Präsentation gewidmet ist. Diese Ausstellung wurde schon in den vergangenen Jahren von der Kasseler Kunsthistorikerin Prof. Dr. Martina Sitt gemeinsam mit einer Gruppe von Studenten gestaltet. Sie richteten 2016 erstmals den Fokus auf die weiblichen Mitglieder der berühmten Künstler-Sippe, die bisher als Malerinnen im Schatten ihrer berühmteren Väter, Brüder und Cousins standen. Das Thema stieß beim Publikum auf starke Resonanz.
Im Jahr 2017 steht nun wieder der berühmteste Spross der Tischbeins im Blickpunkt, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der 1787 in Rom sein bekanntes Bild von Johann Wolfgang Goethe in der Campagna gemalt hat. Prof. Martina Sitt hat dazu in Italien neue Forschungen angestellt, die die Grundlage für die neue Tischbein-Präsentation in Haina bilden. Über ihre aktuellen Erkenntnisse zum „Goethe-Tischbein“ wird die Kasseler Wissenschaftlerin zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, dem 9. April, um 14:00 Uhr im Kloster Haina berichten.